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Symposium 2024

24. - 25. Mai 2024

Münster, Mövenpick Hotel

BDDH Symposium 2023 – Der Nachbericht

26.04.2023

BDDH meets Onkologie

Zwei spannende, interessante und unterhaltsame Tage BDDH Symposium liegen hinter uns. 

Es war uns eine Freude!

Wir bedanken uns für Eure Teilnahme, Euer riesiges Interesse und Eurer tolles Feedback.

Unsere Kollegin und langjähriges BDDH Mitglied DH Tanja Lüders hat uns, wie im vergangenen Jahr, die wichtigsten Eindrücke in einem Nachbericht zusammengefasst.

Diesmal sollte es ein fachlicher Marathon in zwei Tagen werden. Diesen haben bei bestem Wetter im Mövenpick Hotel in Münster mit zahlreichen Kollegen*innen beeindruckend gefinisht.

Am Freitagvormittag, den 14. April traf sich der BDDH zu seiner jährlichen Mitgliederversammlung. Hier lernten wir Herr Dr. Elmar Ludwig aus Ulm kennen, der mit Frau Prof. Annett Horn aus Münster das Projekt „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“ und die Onlineplattform www.mund-pflege.net ins Leben gerufen hat. Hr. Dr. Ludwig sieht uns Dentalhygienikerinnen als wichtiges Bindungsglied für die Einführung der Expertenstandards in unseren Pflegeeinrichtungen und dessen Pflegepersonal in Deutschland. So hoch motivierend und erfrischend konnte der Tag weitergehen!

Wir können stolz auf 20 Jahre BDDH sein und dankten Frau Dorothee Neuhoff für ihr hohes Engagement für uns Dentalhygienikerinnen und deren Wertschätzung in der Zahnmedizin. Weiterhin gratulierten wir unserem Gründungsmitglied Marion Günther zu ihrem 20jährigen Jubiläum als Schatzmeisterin.

Am Freitag begrüßte uns unsere Präsidentin Frau Aydan Sachs. Sie forderte die Verantwortlichen auf: „Täuschen Sie Ihre Patienten nicht! Erläutern Sie ihren Patienten die Kompetenzen und fachlichen Qualifikationen und Unterschiede ihrer Mitarbeiter*innen, damit diese mit einem guten Gefühl bestmöglich von Ihnen/ihnen behandelt werden.“

Anschließend startete Frau Dr. Inga Harks mit ihrem Auftrag an uns: „Sie müssen ein Detektiv sein!“ Im Zusammenhang der Mundschleimhauterkrankungen steht die Anamnese am Anfang einer jeden Behandlung. Eine Fotodokumentation sollte ergänzend vorgenommen werden. Für eine weitere Differentialdiagnose benötigen wir noch weitere Aspekte wie die Dokumentation der Medikamenteneinnahmen, Veränderungen der Beschwerden und eine ausführliche Beschreibung der oralen Veränderungen bezüglich  Größe, Farbe und BeschaffenheitViele Allgemeinerkrankungen  können sich auch oral manifestieren . Teilweise treten dort die ersten Symptome auf.  Frau Dr. Harks betonte in Ihrem Vortrag, dass  ein Grundwissen über die verschiedenen Symptome von  essentieller Bedeutung ist,  um eine Verzögerung von Diagnostik und Therapie zu vermeiden..

PD Dr. Dr. Keyvan Sagheb ist es seiner humorigen Art zu verdanken, dass der Übergang von der Entzündung der Speicheldrüsen bis hin zu deren malignen Veränderungen  so einfach gelang. Hier bekamen wir anhand von eindrücklichen  Fotodokumentationen  vom benignen Basalzelladenom bis zum malignen Karzinom einen Überblick in die Behandlung während der Krebstherapie. Anschließend war für uns allen Anwesenden klar: Jede noch so kleine Veränderung wird zum Hals-Nasen-Ohren Arzt oder zum Mund-Kiefer-Gesicht Chirurgen überwiesen!

In den Pausen konnte man sich über die Innovationen der IDS 2023 bei diversen Firmen informieren und wurde dementsprechend mit Materialien zum Mitnehmen animiert.

Herr Christian Franzkoch hatte sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigt und somit haben wir auf die Kommunikation mit Krebspatienten verzichten müssen. Aus diesem Grunde bedanken wir uns bei Prof. Dr. Dr. Walter für sein spontanes einspringen und die Einführung in die Hauttumore (S2k-Leitlinie 032-021 „Basalzellkarzinom“). Die Prävalenz eines Basalzellkarzinom beziffert sich in Deutschland von 200 pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Epidemiologisch waren es 2008 ca. 2500 Todesfälle. Aus diesem Grunde ist eine spezifische Diagnostik notwendig wie: Asymetrie, Begrenzung, Farbe, Differentialstrukturen und die Zeit/Evolution.

Bevor es dann zum abendlichen kollegialen Austausch und dem gemeinsamen Essen ging, berichtete uns Herr Dr. Michael Klein über die Ernährung während oder nach einer Krebstherapie und warum sie so wichtig ist. Essen und Trinken ist die Seele des Menschen. Leider stellt die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme während einer Strahlentherapie im Kopfbereich ein häufiges Problem dar. Somit sind der Abbau von Muskelmasse als Trigger für Inflammationsprozesse und die Immobilität zwei wichtige Faktoren, die es zu vermeiden gilt. Eiweißhaltige Nahrungsmittel in Verbindung mit einer leichten körperlichen Bewegung sind wichtig. Das Ziel sollte immer eine orale/ enterale Ernährungstherapie mit keinem Verzicht auf Zucker bzw. Kohlenhydrate darstellen. Darüber hinaus kann auch ein adipöser Patient mangelernährt sein. Es ist in der S3-Leitlinie keine generelle Empfehlung einer Diät zu finden. Auch wenn ein TumorPatient  kein Rezidiv erfährt ist, kann es leider sein, dass er seinen Geschmack nicht wiederfinden wird. Hierbei können altbewährte Hausrezepte wie Fenchel, Anis (Appetit anregen) und Ingwer (gegen Übelkeit) eine wertvolle Alternative zu Medikamenten sein. Seine „take home message“ an uns: Nicht zu streng zu sein, den der Erhalt von Lebensqualität ist hier maßgeblich uns sollte  individuell berücksichtigt werden !

 In  diesem Jahr trafen wir uns nicht im eleganten Restaurant Chesa Rössli, sondern konnten bei  delikaten Fingerfood, Tanz mit DJ und Drinks an der Bar einen gesprächsreichen und netten Abend erleben.

Mit der Begrüßung durch unsere Präsidentin Frau Aydan Sachs starteten wir in den neuen Tag.

Frau Sachs  wies in  in ihre Rede nochmals darauf hin , dass  nur die,    durch entsprechende Fortbildungen qualifiziert und zertifizierte  Mitarbeiter/ -innen,  mit entsprechenden  Grundlagenkenntnisse bezüglich interdisziplinären Zusammenhänge bei Risikopatienten und dem multimorbiden Patienten  im Sinne der  Patientensicherheit  handeln kann!

Am Samstag erläuterte PD Dr. Dr. Keyvan Sagheb, dass 5 % aller Malignome die Mundhöhle betreffen. Dabei handelt es sich bei 95 % um Plattenepithelkarzinome. Die Inzidenz ist weltweit steigend und die Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland steigt auf 10.000. Die 5-Jahresüberlebenswahrscheinlichkeit liegt bei ca. 50 %. Eine Vorläuferläsion könnte der eher asymptomatische weiße orale Lichen planus sein, erkennbar an seine retikuläre (Wickham Striae), papulöse, plaqueartige Form. Seine Ätiologie ist bislang nicht vollständig geklärt. Die Elimination von Reizfaktoren, Alkohol- und Zigarettenkarenz, Verzicht auf zu „scharf gewürzte“ und zu „heiße“ Speisen und eine evtl. Medikamentenumstellung stellen eine adäquate Therapie dar. Die Grundprinzipien in der Diagnostik lauten: Jede Abweichung in Farbe, Form, Festigkeit, Funktion und Verlauf ist tumorverdächtig bis eine andere Diagnose zugeordnet werden kann oder die Stelle abgeheilt ist. Und das wird nach 2-3 Wochen kontrolliert. In der S2-Leitlinie zur Diagnostik und Management von Vorläuferläsionen des oralen Plattenepithelkarzinoms stellt eine Exzisionsbiopsie den Goldstandard dar, in der Gewinnung zytologischen Materials mittels Bürstenbiopsie ist eine frühzeitige Aufdeckung von 70 – 85 % gegeben. Dr. Sagheb erinnerte nochmals an ein genaues Schleimhautscreening und verweist auf einen entsprechenden Artikel in der ZM (http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/2_08/pages2/zmed1.htm) Dr. Sagheb stellt in seinem sehr gelungenen Vortrag die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten in Praxen und den Kliniken heraus.

Das Karzinom der Mundhöhle stellte uns PD Dr. Jan D. Raguse von der Diagnostik bis zur Rehabilitation vor. In beeindruckenden Bildern durften wir die Therapie in Form der Chirurgie, Immunmodulation, System- und der Strahlentherapie mit verfolgen wobei eine kaufunktionelle Rehabilitation und ein engmaschiges Recall des Patienten das Ziel sei. Je früher ein Patient zu ihm komme, desto höher ist seine Überlebensrate. Risikofaktoren sind u. a. chronischer Tabak- und Alkoholkonsum, chronische Entzündungen, mechanische Irritationen, schlechte Mundhygiene und genetische Faktoren. Dazu mehr in dem aktuellen Quintessenz Team-Journal 53. Jahrgang 4/23. Dieses Heft  hatte ein jeder auf seinem Platz, was mir meine Rückfahrt mit dem Zug. gefühlt deutlich verkürzte. Mein herzlicher Dank geht an den BDDH.

Frau Dr. Joke Tio konfrontierte uns zunächst mit erschreckenden  Fakten in Ihrem mit viel Herzblut vorgetragenen Beitrag. Jede 8. Frau erkrankt an einem Mammakarzinom und jede 29. Frau stirbt an Brustkrebs. In der Früherkennung ist die Wirkung und die Effektivität eines Mammographie-Screening belegt! Jede 20. Frau kann die genetischen Mutationen BRCA1 und BRCA2 „BReast-CAncer-Gene“ in sich tragen. 80 – 90 % dieser Frauen können ein Mammakarzinom und 30 – 60 % ein Ovarialkarzinom bekommen. Männer mit einem Verdacht auf Brustkrebs lassen sich in einem familiären Zentrum für Brust- und Eierstockkrebs untersuchen (Konsortium familiaerer Brust- und Eierstockkrebs| Deutsches Konsortium familiaerer Brust- und Eierstockkrebs (konsortium-familiaerer-brustkrebs.de) http://www.konsortium-familiaerer-brustkrebs.de). Zielgerichtete Therapien können die Immun- und Hormontherapie und die Gabe von Medikamenten darstellen. Jede einzelne von uns kann eine gute Prävensionstrategie fahren, indem sie nicht raucht, keinen Alkohol konsumiert, eine ausgewogene Ernährung genießt und regelmäßigen Sport treibt. Frau Dr. Joke Tio stellte sich anschließend den Fragen aus dem meist weiblichen Plenum, die nicht nur ausschließlich für unsere Patienten gefragt wurden.

Nach dem wohlschmeckenden Mittagessen in entspannter Atmosphäre wurde die Frage Antiresorptiva – vom Patienten unterschätzt – vom Zahnarzt gefürchtet? von Dr. Dr. Christian Walter beantwortet. Dabei wurden uns die Trigger der Osteonekrose, die Halbwertzeiten im Körper, die Bildgebung an der Panoramaschichtaufnahme während der Einnahme von Bisphosphonaten und die Gabe dieser in der zahnmedizinischen Behandlung erläutert. Der Bisphosphonat Laufzettel – Risikoelevation (www.dginet.de) sollte als eine Hilfestellung in der interdisziplinären Behandlung in jeder zahnärztlichen  Praxis integriert werden.

Nach der Kaffeepause erklärte uns Herr Dr. Dennis Akuamoa Boateng die Grundlagen der Strahlentherapie, Wirkungen und Ablauf einer Präzisionsbehandlung. Durch eine Bestrahlung über sechs Wochen kann es u. a. zu einer Mukositis, Geschmacksverlust und zu einem temporären Verlust der Kau- und Schluckfunktion kommen.Im Anschluss an diesen Vortrag konnten wir uns leichter in unsere Patienten hineinversetzen, welche Belastungen unsere Patienten während ihrer Zeit der Bestrahlung erleben müssen.

Treffender nicht sein konnte nun die Überleitung von Herr Dr. Dr. Maximilian Krüger: “Wer heilt hat recht.“ Auch wenn bestimmte Wirkstoffe keine Evidenz aufzeigen, können sie unserem Patienten eine Linderung der Symptome geben. Somit können die weiteren Spätfolgen einer Chemotherapie wie Radioxerostomie, Strahlenkaries und eine infizierte Osteonekrose evtl. auch mit Kamille, Salbei, Wasser oder dem lutschen von Eiswürfel eine Linderung geben. Darüber hinaus ist die professionelle Betreuung seitens der ZMP/ZMF oder DH in der Praxis während der PMPRvon hoher Bedeutung. Sie entfernt nicht nur den Biofilm, Zahnstein und Noxen, sondern gibt weitere wichtige Tipps in der häuslichen Mundhygiene, hört aufmerksam zu und plant weitere Maßnahmen wie Fluoridierungsschienen. Dr. Dr. Krüger beendete den Tag so passend mit einem Zitat aus einer Studentenzeitung: „Empathie gibt´s nicht im Appstore!“

Auch in diesem Jahr hatte sich der BDDH ein Gewinnspiel überlegt und die drei Kolleginnen durften sich über eine Eintrittskarte des Symposiums BDDH 2024, das Buch Ernährungszahnmedizin von J. P. Wölber/ C.Tennert vom Verlag Quintessence Publishing Deutschland und einem Jahresabo vom Teamjournal freuen.

Mit weiteren Informationen wie die Kooperation BDDH mit der Neue Gruppe zur 57. Jahrestagung am 16.-18. 11 2023 in Düsseldorf, die 5. Jahrestagung des VDDH in München und neuen Materialien der Dentalindustrie im Gepäck ging es wieder nach Hause.

 

Und weil es so schön war, gibt es im nächsten Jahr wieder ein Symposium über zwei Tage.