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Symposium 2025

25. - 26. April 2025

Münster, Mövenpick Hotel

BDDH Symposium 2024 – Der Nachbericht

11.07.2024

BDDH Interdisziplinär

Zwei abwechslung- und ereignisreiche, Tage BDDH Symposium liegen hinter uns. 

Neue Vorstandsmitglieder, fachübergreifende spannende Vorträge und kollegialer Austausch.

Es war uns wie immer eine große Freude!

Wir bedanken uns für Eure Teilnahme, Euer riesiges Interesse und Eurer tolles Feedback.

Unsere Kollegin und langjähriges BDDH Mitglied DH Tanja Lüders hat uns erneut, die wichtigsten Eindrücke in einem Nachbericht zusammengefasst.

Ein interdisziplinäres Wochenende

Am Freitag, den 24. April 2024, war es wieder so weit: Der BDDH lud alle Interessierte zu einem Wochenende mit dem Schwerpunktthema „interdiziplinär“ ein und startete mit seiner Mitgliederversammlung am Freitagvormittag.

Die Mitliederversammlung wählte u. a. den Verbandsvorstand neu: Zur Vizepräsidentin wurde Christine Beverburg gewählt, Doris Brinkmann zur Beisitzerin und Julia Heidkamp zu unserer neuen Schatzmeisterin.

Aydan Sachs und der Vorstand bedankten sich bei unseren Gründungsmitglied Marion Günther für 21 ausdauernde Jahre als Schatzmeisterin und ihre wertvolle Unterstützung und Einarbeitung der Vorstandsmitglieder und bei Christin Damann für eine Legislaturperiode als Vizepräsidentin. Wir wünschen ihr viel Erfolg bei ihrem nächsten Projekt: dem Zahnmedizinstudium.

Somit ist der Vorstand des BDDH mit unserer Schriftführerin Petra Strotmann, Beisitzerin Dana Reichardt und Aydan Sachs als Präsidentin komplett.

 

Vor dem Beginn des Symposiums begrüßte Aydan Sachs recht herzlich Dr. Behschad von der LZK Hessen, Dr. Dagwin Lauer von der ZÄK WL und Frau Dr. Trippe-Frey von der ZÄK Westfalen-Lippe.

Mit großer Freude sind sie der Einladung von Frau Sachs gefolgt und haben sich ein Bild von den Kompetenzen und beruflichen Zielen einer Dentalhygienikerin im Team mit dem Zahnarzt und der Zahnärztin machen können.

Denn nur gemeinsam können wir unsere Patienten wertvoll und interdisziplinär betreuen. Hierbei stellte unsere Präsidentin nochmals heraus, dass es dem BDDH nicht um eine Selbstständigkeit einer Dentalhygieniker/-in (DH) im Praxisalltag geht, sondern um die fachliche Anerkennung der Weiterbildung zur DH unter den Standespolitikern, Zahnärzten und Zahnärztinnen.

Bereits 2023 war das Symposium ein gelungener Themen-Marathon.

Auch in diesem Jahr wurde es ein abwechslungsreicher und ineinandergreifender Staffellauf.

Denn „interdiziplinär“ bedeutet, Methoden und Denkweisen einer anderen Fachrichtung miteinzubinden, mit zu nutzen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: den Stab immer weiterreichen für die orale Mundgesundheit und ein „Wohlgefühl“ bei unseren Patienten/-innen.

Somit startete Prof. Dr. James Deschner auch gleich mit dem Zusammenhang von neurodegenerativen Erkrankungen und einer Parodontitis.

Es gibt eine Kausalität von Morbus Parkinson, Patienten/-innen mit Demenz, Xerostomie, Hyposalivation und eine erhöhte Plaqueakkumulation. Möglicherweise kann die Behandlung der Mikroflora die Erkrankung Parkinson positiv beeinflussen.

Das zahnmedizinische Fachpersonal muss hier u. a. mit Alzheimer, Fatigue, Apathie, Xerostomie und durch eine eingeschränkte Motorik erschwerte Mundhygiene rechnen.

Prof. Deschner erinnert uns noch einmal an die Abrechnungsmodalitäten. Patienten/-innen, die einem Pflegegrad nach § 15 SGB XI zugeordnet sind, haben gemäß § 22a SGB V Anspruch auf präventive Leistungen wie BEMANr. 174a (Mundgesundheitsstatus und individueller Mundgesundheitsplan), BEMA-Nr. 174b (Mundgesundheitsaufklärung und Demonstration, ggf. praktische Unterweisung) und BEMA-Nr. 107a (halbjährliche Entfernung von Zahnstein).

Seine Empfehlungen für die zahnärztliche Praxis sind eine enge Zusammenarbeit mit dem Hausarzt, Ergotherapeuten, Logopäden, Pflegepersonal und den Angehörigen. Die zahnärztlichen Besuche sollten frühzeitig, regelmäßig und engmaschig erfolgen.

 

 

Frau Dr. Alice von Laffert beantwortete uns bereits Folgendes vorweg: Eine HPV-assoziierte Veränderung in der Mundhöhle ist keineswegs nur eine reine Frauensache! Sie appellierte an die Empfehlung der STIKO, eine HPV-Impfung mit nur zwei Dosen bei Jungen und Mädchen im Alter von 9–14 Jahren vor dem ersten Geschlechtsverkehr durchzuführen. Dies wäre eine sinnvolle Prophylaxe gegen Gebärmutterhalskrebs!

Klinische Bilder zeigten Feigwarzen (Condylomata acuminata), diese sind hochkontagiös und durch Oralsex übertragbar, wobei es bei einer Warze (verruca vulgaris) eher seltener zu einem Rezidiv kommt. Bei einem Condylom ist eine Probeexzision, eine Behandlung des Partners und eine Überweisung zum Hausarzt anzuraten. Hierbei kann es zu einem Rezidiv kommen und ein mehrmaliges Entfernen notwendig werden. Weitere Differenzialdiagnosen wie Cowden-Syndrom, Medikamenten-assoziierte Gingivawucherungen, Reizfibrom oder Epulis sowie das Plattenepithelkarzinom im Kopf-HalsBereich wurden mit Bildern beschrieben.

In den Pausen konnten wir uns in Form einer Dentalausstellung über neue und bewährte Materialien und Inhaltsstoffe in der Zahnmedizin von 18 renommierten Firmen informieren und mit zahlreichen Mustern und Infomaterialien versorgen.

Am Nachmittag erzählte uns Prof. Dr. James Deschner noch einmal etwas über die „Parodontitis: Infektion versus Inflammation“. Zusammenfassend wurden wir über die Ätiologie, das Mikrobiom in der Mundhöhle und die Pathogenese der fehlgeleiteten Entzündungs- und Immunantwort sehr bildhaft und ansprechend aufgeklärt. Augenzwinkernd war unser Porphyromonas gingivalis (asaccarolytisch) in einem unordentlichen Zimmer untergebracht, die neutrophilen Granulozyten waren unsere „Stinkbomben“ und unsere Botenstoffe Cytokine, IL-1 und TNF-α waren unsere WhatsApp-Gruppe.

Und bevor es am Abend zur Get-together-Party mit leckeren Fingerfood und Getränken ging, berichtete uns Prof. Dr. Holger Jentsch vom Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen und unserer Ernährung unter dem Gesichtspunkt des Mikrobioms in der Mundhöhle und des Darms.

Auch hier war der Porphyromonas gingivalis allgegenwärtig, welcher gegen unsere Magensäure resistent ist und eine Dysbiose im Darms hervorrufen kann. Durch die Verschiebung von S. sanguinis und S. mutans ergibt sich eine pH-Wert-Veränderung und zuletzt fördert ein hoher Byturat-Wert in rotem Fleisch die Entstehung von Karzinomen.

Früchte und Gemüse sind reich an Polyphenolen und wirken dadurch antientzündlich und antioxidativ. Fastfood bringt nach vier Tagen bereits eine negative Veränderung der Mikroflora des Darms mit sich.

Das Fazit lautet: Die Dosis macht das Gift. Und somit lautet die Devise: leichte mediterrane Kost.

In diesem Sinne: Guten Appetit!

Nach einer langen Tanznacht starteten wir am nächsten Morgen mit der Begrüßung unserer Präsidentin. Wieder einmal war das Symposium ausverkauft und umso mehr freute ich mich, dass auch Prof. Dr. Dommisch der Einladung von Frau Sachs gefolgt war. So lernte ich: Wir können stolz darauf sein, dass wir vom 19.–21. September 2024 die Jubiläumstagung in Bonn feiern und auf 100 Jahre DG PARO zurückschauen können. Die Prävalenz der PAR bei Diabetikern in Deutschland liegt bei einer schweren PAR bei 8,2 % und bei einer moderaten Form bei 19,8 %. Der Fachkräftemangel und das Finanzstabilisierungsgesetz stellen uns vor eine große Herausforderung, da die Parodontitis eine komplexe Entzündungserkrankung des Menschen mit kontinuierlicher Progression und keine Erkrankung des Zahns ist!

Nur mit Teamwork-Gedanken profitieren unsere Patienten/-innen, denn wir sind nicht nur einfach die, die kratzen. Hier benötigt es ein Umdenken und in diesem Sinne appellierte Prof. Dommisch an den Zusammenschluss von allen DH-Verbänden, diversen Fachgesellschaften und Zahnärztekammern!

Anschließend startete ZÄ Luisa Martin mit ihrem Beitrag „Orale Manifestation allgemeinmedizinischer Erkrankungen“.

Hier erlebten wir bildhaft das Aussehen einer einfachen Herpes-simplex-Erkrankung wie der Gingivostomatitis herpetica, aber auch ausgeprägter Formen wie dem Herpes Zoster. Bei weitere Erkrankungen wie der Hämatologie mit den Symptomen der Aphthen oder der Avitaminose bei Veganern und Schwangeren konnten die ersten Anzeichen im Mund bereits erkennbar sein. 2 % der Bevölkerung haben einen nicht entdeckten Diabetes mellitus Typ 2 und damit ist das Risiko für eine Parodontitis dreimal erhöht.

Zu guter Letzt gab uns Frau Martin den Hinweis, die Anamnese regelmäßig zu aktualisieren. Die Antiresorptiva-assoziierte-Kiefernekrose bei Therapie mit Bisphosphonaten, welche den Knochenabbau hemmen, können eine unerwünschte Arzneimittelreaktion hervorrufen.

Unsere Mundschleimhaut kann Frühsymptome aufweisen, die auf teilweise schwere Erkrankungen zurückzuführen sind. Aus diesem Grund ist es wichtig, auffällige Befunde an ärztliche Kollegen weiterzugeben und Fotodokumentation zur Verlaufskontrolle durchzuführen. Bei Bestehen länger als 14 Tage sollten Bilder, Abstrich, PE ggf. Blutuntersuchungen erfolgen.

 

Im Anschluß wurden wir von Dr. Sebahat Kaya über das Leiden eines „Burning-mouth-syndrom“ (BMS) informiert. Bei einem BMS bestehen Missempfindungen, Schmerzen und Brennen an der Zunge und in der Mundhöhle.

Hierbei gilt eine Diagnostik nach dem Ausschlussprinzip. Wir müssen dabei vorgehen wie ein Detektiv! Lokale Faktoren wie insuffiziente Füllungen, überstehende Kronen- und Prothesenränder, Allergien bei chemischen Irrigationen, Infektionen der Mundschleimhaut wie Candida albicans, Herpes simplex sowie systemische Faktoren wie Eisenmangel, Vitamin-B 12 -Mangel oder Diabetes mellitus sind zu beseitigen bzw. gut einzustellen.

Nach der Kaffeepause berichtete uns Prof. Dr. Nicole Arweiler von Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankung und Parodontitis.

In Deutschland leiden 13 % der Über40-Jährigen an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Bereits bestehende Studien konnten zeigen, dass parodontale Destruktion ein Risiko-Indikator für COPD sein und eine PAR-Therapie die Frequenz von Exazerbationen reduzieren kann.

Bereits in der Studie von Beck et al. von 1996 konnte man das Risiko PAR und COPD belegen. Jedoch gab es keine Evidenz, dass COPD die Parodontitis beeinflusst.

Hauptursache ist der Biofilm. Dieser muss entfernt werden – mit oder ohne Risikofaktoren!

Und als könnte es passender nicht sein, bekamen wir nach einem leckeren Lunch-Buffet das Thema Ernährung & Parodontitis von Prof. Dr. Johan Wölber erläutert.

Wir haben den Spannungsbogen von parodontalen Erkrankungen von wildlebenden Primaten bis hin zu einer Ernährungstherapie gegen Karies und Gingivitis geschlagen.

Folgende Empfehlungen gab er uns mit auf den Weg: Vermeiden von einfachen Kohlenhydraten wie Weißmehl und Zucker, Fokus auf komplexe Kohlenhydrate aus Früchten, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorn, Nüssen und Samen, aktive Omega-3-Fettsäuren, Limitierung von tierischen Proteinen (< 300 g/Woche) und ein Fokus auf Mikronährstoffe.

Ann Kathrin Schröter führte uns wie immer charmant durch das Programm und wünschte uns in der Kuchenpause viel Spaß beim Zuckerverzehr.

Im Anschluss durften wir unserer österreichischen Kollegin Petra Natter (DH, BA) folgen, die uns einen komplexen Behandlungsfall präsentierte und sich im Anschluss einer interessanten Podiumsdiskussion stellte.

Dreidimensionalität in der Parodontaltherapie

„Out of the box“-Denken: Phythotherapie, antientzündliche Ernährungsumstellung, mehr Sport, Vitalstoffe, Antibiotika, Ölziehen und Schwarzkümmel in der Begleit- bzw. Langzeittherapie und Blutuntersuchungen (Cholesterinwert, Vitamin D und HbA1c-Wert etc.) können wertvolle Therapieergänzungen sein!

Für einen evidenzbasierten Behandlungserfolg sehen wir uns gerne wieder!

Auch in diesem Jahr überraschte uns der BDDH mit einer Tombola und unsere vier Kolleginnen konnten sich über ein Bleachingset to go, eine Eintrittskarte zum BDDH-Symposium 2025, das Buch „Auf den Zahn gefühlt“ von Prof. Dr. Stefan Fickl vom Verlag Kiepenheuer & Witsch und einen Gutschein über 300 EUR für eine Fortbildung freuen.

Im nächsten Jahr wird die geballte Ladung an Fachwissen an einem Tag stattfinden, sodass wir uns am 26. April 2025 wiedersehen und einen Sprint hinlegen werden!